Gedanken zum 2. Sonntag vor der Passionszeit/Sexagesimae 20.Februar 2022
Gottes Wort an uns und seine Wirkung stehen im Zentrum dieses Sonntags.
Es fällt uns schwer genug die Worte von Menschen zu verstehen. „Was will er oder sie uns wirklich sagen?“ fragen wir uns oft.
Wie viel schwerer ist es zu verstehen, was Gott uns sagen will?
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“
Brief an die Hebräer 3,15
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 119
Gott, dein Wort bleibt ewiglich,
so weit der Himmel reicht;
deine Wahrheit währet für und für.
Du hast die Erde fest gegründet, und sie bleibt stehen.
Nach deinen Ordnungen bestehen sie bis heute;
denn es muss dir alles dienen.
Wenn dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre,
so wäre ich vergangen in meinem Elend.
Dein Wort ist meinem Munde süßer als Honig.
Dein Wort macht mich klug;
darum hasse ich alle falschen Wege.
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
und ein Licht auf meinem Wege.
Erhalte mich nach deinem Wort, dass ich lebe,
und lass mich nicht zuschanden werden in meiner Hoffnung. Amen
Gottes Wort, das ist die Bibel, so haben wir es gelernt, verborgen in einem dicken Buch mit dünnen Seiten und schwierigen Worten, geschrieben in einer Sprache, die uns immer weniger zugänglich ist.
Gottes Wort, wie können wir uns annähern?
In den Bibeltexten, die wir an diesem Sonntag lesen, begegnen uns unterschiedliche Bilder von Gottes Wort, die uns den Zugang erleichtern können.
Der Psalmbeter aus Psalm 119 vergleicht die Worte Gottes mit einem Licht, das ihm seinen Weg erhellt. So hat er es erlebt. Gottes Wort macht ihn klug, weil es ihn zum Nachdenken anregt und ihm Orientierung gibt in dem ganzen Durcheinander, das in seinem Leben über ihn hereinbricht.
Der Prophet Jesaja vergleicht Gottes Worte mit Regen und Schnee. So wie sich die Erde vollsaugt mit Feuchtigkeit und dann all die Früchte hervorbringen von denen wir Menschen leben, so ist es auch bei uns Menschen, wenn wir in uns aufnehmen, was Gott uns schenkt. Da passiert nichts Spektakuläres, es ist nicht aufsehenerregend. In der Stille wirkt es. Es kann lange dauern, aber es hat seine Wirkung, ohne dass wir die richtig beschreiben könnten. Gottes Wort lässt etwas wachsen, auch in uns, ohne dass wir Zugriff darauf hätten.
Daneben klingen die Worte aus dem Brief an die Hebräer fast verstörend: Gottes Wort ist „lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert“. Es deckt auf und stellt in Frage. Es ist unbequem und schneidend schärft es den Blick auf mich selbst und meine Lebenswirklichkeit. Es befreit mich aus meiner engen Sicht der Dinge und von der Meinung derer, die mich nur bestätigen und besänftigen.
Im Lukas-Evangelium hören wir, wie großzügig Gott sein Wort, seine Weisungen und seine Worte vom Leben unter die Menschen ausstreut. So wie ein Sämann in alter Zeit im großen Bogen die Samenkörner auf sein Land gestreut hat, so streut Gott sein Wort unter den Menschen aus. Manches davon bleibt unbeachtet oder wird nur belächelt, anderes wird überlagert von so Vielem, was wir Menschen für wichtiger halten und dann ist immer noch genug da, was auf fruchtbaren Boden fällt, in die Menschen, die es in ihrem Herzen bewegen und aufgehen lassen mitten in ihrem Leben.
So ist Gottes Wort: sanft und werbend und scharf und schneidend, richtungsweisend und herausfordernd, wirksam und schöpferisch, Mut machend und erhellend.
So wirkt Gottes Wort: in der Stille, abseits vom großen Trubel, ohne dass ich in die wissenschaftlichen Forschungen eingewiesen sein muss, unscheinbar und geheimnisvoll.
Was wir dazu tun können? Damit Gottes Wort uns erreichen kann, braucht er unsere Bereitschaft zum Zuhören und zum Hinhören, damit in uns wirken kann, was er uns zum Leben schenken möchte. Amen
Beten wir
Wir beten für Menschen, die Gottes Wort dazu missbrauchen, ihre eigenen Interessen durch zu setzten.
Wir beten für Menschen, die Gottes Wort verbieten, weil es ihnen zur Gefahr werden kann.
Wir beten für uns, dass wir uns öffnen können zum Hören und Fühlen und so die gute Nachricht von Gottes Barmherzigkeit und Liebe in uns wirken kann…
Und nun segne dich Gott
Er segne dich mit Muße und Geduld,
er segne dich mit Entdeckerfreude und Neugier,
er segne dich mit seinem Geist, damit er in dir wirken kann.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen